Text: Florian Langhoff
Das Aufzeigen der Veränderung der Rolle der Frauen in Lohberg und die Erschaffung eines Denkmals für diese. Nichts Geringeres hatte sich Künstlerin Britta L.QL für ihr Projekt „Madonnen über Tage“ vorgenommen. Die Idee zum Projekt entstand bei einer der „Extraschicht“-Veranstaltungen auf dem ehemaligen Zechengelände. Traditionell wird der Kohleabbau unter Tage mit den Kumpels verbunden. Mit Männern, die unter Tage unter schwierigsten Bedingungen ihrer Arbeit nachgingen, um das schwarze Gold ans Tageslicht zu fördern. „Da kam die Frage auf: Was war eigentlich mit den Frauen? Und ich machte mich auf die Suche nach Antworten“, erklärte die Künstlerin. Aus dieser Suche entstand ein ziemlich umfangreiches Kunstprojekt. Zum einen die Stadtteilführung mit Anja Sommer und zum anderen eine Gruppe von Skulpturen, die „Madonnen über Tage“.
Arbeit der Frauen im Ruhrgebiet
„Der Begriff Madonna kommt aus dem Italienischen und bedeutet meine Dame oder meine Herrin“, erklärt Britta L.QL. Mit der Figurengruppe möchte die Künstlerin auf die Arbeit der Frauen im Ruhrgebiet aufmerksam machen und ihre Geschichten aus der Vergangenheit in die Gegenwart holen. „Auch die Frauen arbeiteten, teilweise unter unmenschlichen Bedingungen und meistens, ohne dafür angemessen bezahlt zu werden“, erklärt die Künstlerin.
Madonnengruppe auf dem Dach des ehemaligen Gesundheitshauses

Die Figurengruppe „Madonnen über Tage“ besteht aus Stoff und dem „Ruhrpottmaterial“ Stahl. Den größten Teil der Gruppe stellte die Künstlerin für die Transformationen Lohberg auf dem Dach des ehemaligen Gesundheitshauses auf, wo sie gleichzeitig – aufwendig beleuchtet – als Blickfang für Vorbeikommende dienten und als Denkmal für die bisher meist unbeachtete Geschichte der Frauen auf dem Zechengelände und im Stadtteil.

Sowohl vom Zechengelände, mit seinem Förderturm und dem Wohngebiet gut sichtbar, verband der Blick auf die Figuren die beiden durch die Hünxer Straße getrennten Areale. Weitere Figuren markierten einzelne Stationen auf den Stadtteilführungen, die Anja Sommer durchführte.
„Die Madonnen wandern vom Zechengelände in den Stadtteil“, erklärte Britta L.QL die Idee hinter der Platzierung der einzelnen Figuren. Diese stellten damit eine weitere direkte Verbindung zwischen dem Zechengelände auf der einen und dem Stadtteil auf der anderen Seite her. Bei den Führungen war die Künstlerin selbst immer als Madonna über Tage eingebunden.
Dazu trat sie in einer schwarzen „Madonnen-Montur“ auf. Diese hatte sie gemeinsam mit der Kölner Modedesignerin Dorothee Pracht (D’oro & „gegen Regen“) entworfen und von der Lohbergerin Nuriye Koyun vor Ort nähen lassen. „Die Montur orientiert sich an der Arbeitskleidung, die von Frauen in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts getragen wurde“, erklärte die Künstlerin. Funktionelle Kleidung mit Gürtel und Kopfbedeckung. Diese trugen auch die stählernen Skulpturen, allerdings in weißer Farbe. Ein Sinnbild für die arbeitenden Frauen auf dem Zechengelände und im Stadtteil. Die Montur und die Madonnen konnten die Gäste der Transformationen Lohberg 2015 am Abschlussabend in der ehemaligen Zentralwerkstatt noch einmal ausgiebig bewundern. Sowohl einige der Skulpturen als auch das Kleidungsstück fanden sich unter den Ausstellungsstücken, die hier ins rechte Licht gerückt wurden.
Madonnenmontur
Madonnenmontur Skizze Entwurf Modedesignerin D´Oro Britta L.QL in „Montur“ vor der Stadtteilführung
Britta L.QL zeigte sich begeistert vom hohen Interesse an den Stadtteilführungen und damit auch an der Frauengeschichte in Lohberg. „Ich bin mir sicher, dass es gelungen ist, auf diesem Wege ein Stück vergessene Geschichte sichtbar zu machen, und das Zechengelände und den Stadtteil zu verbinden“, sagte die Künstlerin.